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Tverlive/Rußland 13.7.12
Dialog der Künste
Bericht über das Musikfestival in Twer
von Lena Merkurjewa



Meller Kreisblatt 8.11.05

Raumgreifende Klänge zwischen Improvisation und Komposition

Open-String-Quartett überzeugte mit Experimentierfreude und Virtuosität

Melle (rop) Foto © Petra Ropers

    Open Strings – der Name ist Programm! Bei seinem ersten Konzert brillierte das neugegründete Streichquartett im Rahmen des Kulturherbstes mit einem furiosen Wechselspiel von Komposition und Improvisation. In der "Wilden Rose" überzeugten Susanne Schulz und Christiane Kumetat, Violine, Johanna Geith, Viola, und Willem Schulz, Violoncello, mit bewegter Virtuosität.
    Rund 50 Besucher lauschten erstaunt den ersten Tönen, die durch die geöffneten Fenster hereindrangen: Das Open-String-Quartett geht neue Wege – räumlich wie musikalisch. Erfrischend unkonventionell wandelten die Musiker zwischen Sitzordnung und Raumbespielung, zwischen alter und neuer Literatur. In sympathischer Natürlichkeit ließen sie ihrer Experimentierfreude freien Lauf und gaben dabei auf hohem musikalischen Niveau klangvolle Impulse.
    Fast unmerklich stiegen Geräusche aus der Stille auf: In kurzen Improvisationen bewiesen Violine, Viola und Cello ungeahnte Vielseitigkeit: Kratzend, klopfend, zupfend, schabend brachte das Quartett den ganzen Klangkörper seiner Instrumente zum Einsatz.Foto:Petra Ropers Machtvolle Streicherklänge tobten über dem taktgebenden Rhythmus des Cellos. Mit "Strike" präsentierte das Open-String-Quartett eine von zahlreichen Kompositionen aus der Feder von Willem Schulz. Als anregende Verbindung von Vergangenheit und Moderne präsentierte sich Schulz Fugato, das die strenge Form mit neuen Klang füllte.
    Temperamentvoll vertonte Susanne Schulz den ewigen Traum vom Fliegen – und stieg zur Umsetzung kurzentschlossen in die Luft. "Ruhe! Aufhören!" Den Augen der erheiterten Zuhörer verborgen lieferten sich Willem Schulz und Christiane Kumetat zwischen Bogenstrich und Beschimpfungen ein musikalisches Wortgefecht. Wehmütige Harmonien erhoben sich in Arvo Paerts "Fratres" mit zunehmender Klangfülle über den Dauerton der Violine. Vom eingängigen Blues bis zum klagenden Tango Astor Piazollas, vom bewegten Raum-Klang bis zum spritzigen Abba-Arrangement reichte das kontrastreiche Programm des Quartetts.
    Sein bemerkenswertes Konzert feierten die Besucher mit stürmischem Applaus. Ihnen präsentierte sich die "Wilde Rose" dank des Open-String-Quartetts einmal mehr als Ort wegweisender Kulturereignisse.
Wegweisende Impulse in erfrischender Offenheit bot das Open-String-Quartett bei seinem ersten Konzert zum Kulturherbst.